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Tarzan Informations Zentrum


{wdr.de 24. November 2008}

Powerpoint im Jazzclub
400 Sekunden Ruhm

Pecha-Kucha heißt wirres Gebrabbel auf japanisch: Dabei handelt es sich um Powerpoint-Präsentationen im Nachtclub, die alles dürfen - nur nicht langweilen. Am Freitagabend (21.11.08) versuchten das in Dortmund Planer, Künstler und Kreative.

Powerpoint - Präsentation im Dortmunder Jazzclub

"Warum gibt es kein vernünftiges Denkmal für Tarzan?", fragt sich Johannes Gramm. "Der Dschungelheld ist doch ungeheuer beliebt", meint der Künstler aus Essen, zumindest beliebter als Kaiser Wilhelm. Hinter ihm auf der Leinwand ist eine Schwarzweißaufnahme zu sehen: Hollywood -Tarzan Johnny Weissmüller wird von drei Schönheiten umgarnt. Das Publikum im vollbesetzten Dortmunder Jazzclub johlt auf. Gramm hat es geschafft: Sein "Tarzan-Informations-Zentrum" werden die Zuschauer nicht so schnell vergessen.

20 Folien, 20 Sekunden
Im Jazzclub Domicil stieg am Freitag (21.11.08) die zweite Dortmunder Pecha-Cucha-Nacht. Kurz gesagt sind es eine Reihe von Kurzvorträgen, die strengen Regeln unterliegen: Jeder hat genau 20 Folien zur Verfügung, jede wird genau 20 Sekunden an die Wand geworfen. In den insgesamt 400 Sekunden Vortragszeit, haben die Präsentatoren die Chance, das Publikum über ihr Projekt zu informieren. Ob es eine begehbare Tarzanskulptur ist, ein Musikfestival oder ein Verein für Kiosk-Kultur.

"Wirres Gebrabbel"

Die Innenarchitekten entwarfen einen bunten Abend für den Powerpoint

Pecha-Kucha, das im japanischen "wirres Gebrabbel" heißt und Petschak-Tscha ausgesprochen wird, ist zu einem globalen Trend geworden. Erfunden haben es die Architekten Mark Dytham und Astrid Klein aus Tokio. Weil ihnen übliche Powerpoint-Präsentationen zu langweilig wurden, entwarfen die Innenarchitekten einfach einen bunten Abend für den Powerpoint: Pecha Kucha. 2003 startete ihre Idee, mittlerweile finden die Nächte in 160 Städten statt. Am gestrigen Freitag (21.11.08) gab es Pecha-Kucha auch in Milwaukee, Paris, San Francisco und in Dortmund.

Lokale Netzwerke
" Das ist ein globaler Trend, aber es geht um den Aufbau lokaler Netzwerke", sagt Reinhild Kuhn, eine der Organisatoren vom Dortmunder Gestaltungsbüro "Heimatdesign". "Wirres Gebrabbel" entstehe, wenn die Leute mit dem Takt der Folien mal durcheinander kommen.

Aber sonst sei das keine Comedy-Veranstaltung, sondern ein wichtiges Forum für Kreative. Das sieht auch Barbara Wendling so. Auf der Bühne hat sie eben "Essens Kreative Klasse" vorgestellt, ein Festival für Kreativwirtschaft auf Zeche Zollverein in Essen. "Kreative brauchen andere Formen, um sich darzustellen", meint die Wirtschaftsförderin und knüpft eifrig Netze mit dem Macher des "Kiosk-Club", Willi Otremba. Der Maler aus Dortmund war erst misstrauisch. "Ich dachte, die Ideen würden hier eingedampft", aber jetzt mache es ihm nur noch Spaß: "Man muss einfacher werden".

Vom Leitprojekt bis zur Trash-Magie
Die Projekte auf der Dortmunder Jazzclub-Bühne sind sehr unterschiedlich. Stadtplanerin Stefanie Bremer stellt ein Leitprojekt der Kulturhauptstadt vor. Der Geschäftsführer des "Juicy Beats"-Festivals, lädt dazu ein, das populäre Festival mitzugestalten. Und Grobilyn Marlowe möchte "gebucht" werden. Als "Kotelett Schabrowski" zeigte er dem Publikum, was er unter Trash-Magie versteht. Sein angeklebter Schnurrbart fiel ab, er rang mit einer Hand aus der Papiertüte, drückte eine Zigarette in seiner Hand aus und warb umjubelt für eine Zaubergala in einer Dortmunder Kneipe.

Interessante Bandbreite
Interessante Projekte werden auf der Bühne präsentiert.

Dort wird auch Mario Schulte auftreten. Zauberei sei eine Nischenkunst, sagt der Unterhaltungskünstler in der Pause: "Pecha Kucha kannte ich gar nicht", aber es sei ein willkommene Plattform. Auch Zuschauerin Angelika Neuse ist von der Bandbreite der Vorträge begeistert: "Beim ersten Mal hat ein Architekt sein neues Bauprojekt vorgestellt, auch das war sehr interessant."

Standortsuche für den Tarzan
Die gut 150 Zuschauer in dem Jazzclub hatten ihre Freude an dem Abend. Vor allem am Tarzan-Denkmal. Auf einer Brache im Ruhrgebiet sollte der König des Dschungels stehen, meint Tarzanfan Gramm und lässt eine Skizze an die Wand werfen: Mit einer Leiter könne der Besucher auf Mundhöhe der Viermeterfigur gelangen, um dort durch eine eingebaute Flüstertüte den Tarzanschrei nachzuahmen. Für Pecha-Cucha -Moderator Peter Schmieder vom Dortmunder Künstlerhaus eine Vorlage: "Dann kann das Netzwerk ja zeigen, was es schon kann - vielleicht finden wir einen geeigneten Standort für den Tarzan!".

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Von Christoph Schurian

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